Ein Wunder ist nichts dagegen. Roman by Joshilyn Jackson

Ein Wunder ist nichts dagegen. Roman by Joshilyn Jackson

Autor:Joshilyn Jackson [Jackson, Joshilyn]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104020969
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2012-01-23T23:00:00+00:00


Zehntes Kapitel

Am Morgen, nachdem ich Jim Beverly umgebracht hatte, erwachte ich in der grauen Stunde kurz vor Tagesanbruch. Ich war im Vorgarten umgekippt und zwischen den Hortensienbüschen und der Hauswand liegen geblieben. Clarice kniete neben mir, stupste mich an und zischte: »Arlene, Arlene!« Es war warm draußen, doch sie zitterte in ihrem Babydoll-Pyjama. Unser Schlafzimmerfenster stand offen.

»Ich war die halbe Nacht auf und hab auf dich gewartet«, zeterte Clarice. »Ich muss eingeschlafen sein. Und als ich eben rausging, um einen Blick die Straße hochzuwerfen, hab ich gesehen, dass deine Füße unter dem Busch rausguckten. Oh, Mann, Arlene, wir müssen zusehen, dass wir dich ins Haus kriegen, bevor einer von den Nachbarn dich entdeckt! Gott bewahre uns davor, dass dieser blöde Zeitungsbote hier aufkreuzt. Igitt, stinkst du nach Alkohol!«

Mein Mund fühlte sich klebrig an, als hätten Spinnen ihn mit ihren Spinnweben versiegelt, während ich schlief. Dann spürte ich etwas Hartes in meiner Hand und bemerkte, dass ich noch immer den Hals der Tequilaflasche umklammert hielt. Als ich mich aufsetzte, drehte sich alles um mich, und mein Magen revoltierte.

»Los, jetzt, Arlene!«, befahl Clarice. Sie hörte auf, mich anzustupsen, rieb sich den Schlaf aus den Augen und schubberte mir anschließend über die Wange. Mir rieselte Dreck in den Schoß, da ich mit dem Gesicht in der lehmigen Erde gelegen hatte.

»Wenn Mama dich auch nur von weitem riecht, bist du geliefert.« Sie zerrte an meinem Arm, und ich bewegte mich halb kriechend, halb gehend zum offenen Fenster. Dort hielten wir kurz inne, und Clarice klopfte, so gut es ging, die Erde von meinen Kleidern ab. Dann zog ich mich mit Clarice’ Hilfe über die Fensterbank hoch, purzelte ins Zimmer, rutschte zur Seite und landete neben dem Schreibtisch. Ich schaffte es gerade so in eine aufrechte Sitzhaltung und musste mich sehr zusammennehmen, um mich nicht zu übergeben. Clarice blieb draußen stehen, schloss das Fenster und setzte das Fliegengitter wieder ein.

Währenddessen saß ich auf dem Boden und wollte nur noch sterben. Ich hörte, wie Clarice ins Haus schlich, dann ins Zimmer huschte und die Tür hinter sich schloss.

»Jetzt sag nicht, dass das da eine Schnapsflasche ist«, zischte sie. »Was Hochprozentiges? Bier hat dir wohl nicht gereicht?« Clarice löste die Mordwaffe aus meinem Griff. Ich wollte sie festhalten, aber ich war zu schwach. Als ich sie schließlich in Clarice’ Händen sah, verstand ich, benebelt wie ich war, zunächst nicht, was daran eigentlich so schlimm sein sollte. Erst als sie sie unter mein Bett schob, fiel mir das Wort »Fingerabdrücke« ein, und ich begriff, dass sie die Flasche gar nicht hätte berühren dürfen.

»Geh und dusch dich so kalt ab, wie es geht«, flüsterte sie. »Los, mach schon! Und wenn du dich übergeben musst, dann tu es um Gottes willen leise.«

Ich tat, was sie sagte. Ich stellte mich unter das eisige Wasser und sank kurz darauf auf alle viere, um mich zu übergeben. Als ich wieder Luft bekam, hockte ich mich unter das kühle Nass und ließ es auf meinen schmerzenden Kopf herabregnen. Mein tequilagetränktes Hirn kam langsam zu sich und brabbelte irgendetwas.



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